Geschichte

Die Geschichte der Alpe Hohenschwand bei Steibis

Zusammenfassung nach der Bachelorarbeit von Carolin Heine am Institut für Geographie der Universität Augsburg, Mai 2017

Die vollständige Arbeit findest Du hier:

Bachelorarbeit mit Anhang Carolin Heine

Ein Geschirrschrank aus dem 18. Jahrhundert, ein Spind des ehemaligen Deutschen Heeres, eine ehemalige DDR-Reichsbahn-Porzellan-Toilette, sowie viele alte Gegenstände ergänzt durch neue Gestaltungselemente wie großflächige Fotos prägen das Innenleben der Alpe Hohenschwand. Die bunte Sammlung erzählt von einer weit zurück reichenden und ereignisreichen Vergangenheit und tatsächlich, die zur Gemeinde Oberstaufen gehörende Alpe ist eine der ältesten Alphütten im Allgäu.

Erste Urkunde von 1638

Im Jahr 1638 wurde sie zum ersten Mal erwähnt. Bezeichnenderweise in einer Steuerakte! Die Rede ist von einem „Vorsäß im Hohenschwandt“, welcher „durch Holzschlag erweitert“ wurde. Dies erklärt auch den Namen der Alpe: „schwand“ geht auf die Rodung zurück. 1695 wurde Hohenschwandt dann von „herrschaftlichen und gemeindlichen“ Steuern befreit. Innerhalb von 158 Jahren (von 1802/1803 bis 1960) wechselte die Alpe im Gesamten sieben Mal ihren Besitzer bis sie schließlich 1960 an das Fürstenhaus Waldburg-Zeil überging, das die Alpe Hohenschwand mit anderen Alpen zum sogenannten „Alprevier“ vereinigte. Im Laufe der Zeit gelang es den Wert der Alpe von Verkauf zu Verkauf hinweg zu steigern. Betrug der Verkaufspreis 1806 noch 2880 Gulden, betrug er 1865 schon 6000 Gulden. Neben dem Begriff „Hohenschwand“ gibt es übrigens ein paar weitere, ähnlich klingende wie beispielsweise „Hoch Schwand“ oder auch „Hohenschwandt“. Heute wird aber meist die Bezeichnung „Hohenschwand“ benutzt.

Historischer Bauplan

Sehr mühsam klingt die Beschreibung des Lebens auf der Alpe in den 1950er Jahren, als die Familie von Martin Fäßler, der heute noch in Steibis lebt, die Hohenschwand bewirtschaftete: die Mutter bewirtschaftete mit den zwei Söhnen die Alpe, weil der Vater einen landwirtschaftlichen Betrieb in Steibis hatte. Alpauftrieb war Anfang Juni, das Vieh war dann den ganzen Sommer lang oben. Nach der Viehscheid wurde Ende September auch schon das Horn zur Jagdzeit geblasen. Diese Zeit endete 1961 mit der Auflösung des Pachtvertrags. Infolge dessen verfiel das Wohngebäude aufgrund des Leerstands. Ein paar Jahre darauf, wohl 1967, endete auch die Viehälpung. Zumindest ist dies das letzte Jahr, in dem der Einzug des Viehs an der Innenseite Eingangstüre notiert worden war. Danach wurden die Weideflächen aufgeforstet.

Weideflächen um die Alpe Hohenschwand vor der Aufforstung (Foto ca. 1929)

Aufgeforstete Weide 2017

Ein paar Jahre später ging es jedoch wieder bergauf mit der Alpe. Von 1981 bis 1998 wurde sie an die Familie des Forstdirektors des Haus Waldburg-Zeils vermietet, man verbrachte dort die Ferien und auch manch schönes Wochenende. Um das Jahr 2003 wurde die Alpe sogar von einer Filmgesellschaft aus München als Drehort verwendet.

Im Rahmen eines Gebietstauschs ging die Alpe 2006 an die Bayerischen Staatsforsten. Diese verlängerten dann das Pachtverhältnis mit dem privaten Pächter nicht und bot der DAV-Sektion SSV Ulm 1846 das stark in Mitleidenschaft gezogene und in der Zwischenzeit mitten im Wald liegende Gebäude an. Die Sektion renovierte dann ab 2015 die Alpe, fast 60 000 Euro, größtenteils durch von Spenden finanziert, wurden investiert. Die Alpe verfügt nun über neun Schlafplätze, Küche, Bad und Toilette.

Die Alpe Hohenschwand hat somit schon eine turbulente Vergangenheit hinter sich. Sie wurde mehrfach wieder aufgebaut, da sie abbrannte, abgerissen wurde oder vom Schneedruck zusammenbrach. Sie wurden als Sennalpe zur Viehälpung errichtet, wurde zur Galtalpe umgewandelt, war Unterkunft für Jäger und diente als Schutzhütte.

Dies sind die Eigentümer der Alpe Hohenschwand seit der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 1638:

1638 Georg Spiltzen

1695 H. J. Seifried von Thunau

bis 1802/03 Adliges Damenstift Lindau

7.7.1806 Peter Schädler aus Röthenbach

26.06.1845 Martin Schädler in Schmitten

3.6.1865 Josef Anton Wiedemann, Gastwirt in Ebratshofen

5.10.1871 Johann Georg Lau

13.12.1888 Ernst Graf von Rechberg-Rothenlöwen

1.9.1925 Dr. Georg Hirsch

1960 Haus Waldburg-Zeil

1967 Aufforstung

1.1.2006 Bayerische Staatsforsten

seit 2015 gepachtet durch die DAV Sektion SSV Ulm 1846

Inschrift auf der Innenseite des Ostgiebels: Josef Fäßler Steibis Zimmermann 1923

Josef Fäßler war der Vater von Martin Fäßler.

Auf dem Bild von ca. 1965 vorne links.

Nach fast 50 Jahren besucht Martin Fäßler 2015 die Alpe Hohenschwand (vorne rechts) und erzählt von früher

Martin Fäßler erzählt! Teil 1

Martin Fäßler erzählt! Teil 2

Martin Fäßler erzählt! Teil 3